Publikation: Freie Presse
Lokalausgabe: Marienberger Zeitung
Erscheinungstag: Montag, den 28. Januar 2008
Seite: 14
Niederlautersteiner Carnevalisten begeistern rund 200 Gäste - Vorsitzender: "Ein bisschen krank auf positive Art"
Von Sandra Häfner
(Niederlauterstein) Kriminalistische Arbeit ist am Samstagabend im Gasthof "Zur Burgruine" in Niederlauterstein geleistet worden. Unter dem Motto "Der NCV wird kriminell - doch Miss Marple ermittelt schnell" feierte der Niederlautersteiner Carnevalsverein (NCV) in einem mit 200 Gästen ausverkauften Saal die erste Veranstaltung seiner 39. Session. Die großen Detektive waren alle gekommen: Columbo, Kojak, die Olsenbande und natürlich Miss Marple mit ihrem unverwüstlichen Partner Mister Stringer. Stilecht hatte die schrullige Hobby-Detektivin, gespielt von Hortense Wohlgemuth, mit ihrem alten Klappfahrrad, gekleidet in Cape und Hut, den Saal des Gasthofes geentert und war sofort auf eine Leiche gestoßen. Ihrem leicht hysterischen Schreckensruf "eine tote Leiche!" folgte Mister Stringer auf der Bildfläche. Mit vereinter Kraft und unter Mithilfe des Publikums wurde der Tote in einen Sarg versenkt. Dann war es Zeit für die Polizei - die Mädels der Tanzgruppe traten in Uniform auf und brachten den Saal zum Kochen. Eine anderthalbe Stunde ermittelte Miss Marple. Dabei war es für den Karnevalsverein gar nicht so einfach gewesen, nach fast 40 Jahren ein Motto zu finden. "Wir müssen ja auch schauen, was die benachbarten Vereine machen und welche Mottos wir selbst in der Vergangenheit hatten", sagte Vereinsvorsitzender Mario Stickler. Wenige Wochen vor dem 11.11.2007 hatte der NCV bei einem Bierchen beschlossen, kriminalistisch tätig zu werden. "Einen Kriminalfall hatten wir noch nie. Das ist eher ein ernsthaftes Thema und deshalb für den Fasching eine Herausforderung. Wir haben uns dieses Jahr eine hohe Hürde gelegt", urteilte der Vorsitzende. Doch die etwa 25 Mitwirkenden meisterten diese Aufgabe. Dabei hatte die erste gemeinsame Probe erst eine Woche vor der Veranstaltung stattgefunden. "Wir sind ein kleiner Verein mit 35 Mitgliedern. Einige davon sind Berufspendler, kommen nur an den Wochenenden nach Hause. Wir machen den Fasching aus Spaß an der Freude. Ein bisschen krank auf positive Art muss man schon sein", sagt Mario Stickler, und Hortense Wohlgemuth stimmte ihm zu. Was 2009, wenn der NCV seinen 40. Geburtstag feiert, die Fans des Niederlautersteiner Faschings erwartet, wissen die Narren selbst noch nicht. "Das Motto wird am 11.11. dieses Jahres verkündet. Nicht eher", steht für Mario Stickler fest. Doch ein Vorhaben hat der NCV auf jeden Fall. "Wir wollen das Kreistreffen der Karnevalsvereine des Mittleren Erzgebirgskreises in Niederlauterstein feiern. Die Resonanz darauf ist unter den Vereinen gut", berichtete der "Obernarr".
Interview
Als in die Jahre gekommene Detektivin hat am Samstagabend Hortense Wohlgemuth als Miss Marple die Besucher der Faschingsveranstaltung in Niederlauterstein zum Lachen gebracht. Mit der Sitzungspräsidentin des Niederlautersteiner Carnevalsvereins (NCV) sprach Sandra Häfner.
Freie Presse: Sind Sie auch so schrullig wie Ihr Gegenstück im Fernsehen?
Hortense Wohlgemuth: Naja, sagen wir mal so: Ich halte meinen Mit-Ermittler Mister Stringer schon ganz schön auf Trab. Ich bin ja ziemlich nervös.
Freie Presse: Haben Sie zur Vorbereitung die Filme angesehen?
Hortense Wohlgemuth: Nein, extra habe ich mir die Filme nicht angeschaut. Ich habe meinen eigenen Stil. Aber natürlich kenne ich die Filme, ich bin sozusagen ein kleiner Fan von Miss Marple. Deshalb kommt mir die Rolle auch entgegen.
Freie Presse: Mussten Sie selbst schon einmal kriminalistisch ermitteln?
Hortense Wohlgemuth: Nein. Das Bernsteinzimmer habe ich noch nicht gefunden.
Freie Presse: Den NCV gibt es 2009 40 Jahre. Wie lange sind Sie schon dabei?
Hortense Wohlgemuth: Noch nicht so lange. Ich spiele jetzt in der elften Session mit.